Japan,  Japan 2017

Schwitzen für den Frieden

Eine Nacht mit nur 2 Stunden Schlaf nach einer Nacht mit nicht viel mehr Schlaf ist hart und die Freude beim Weckerklingeln sehr begrenzt. Doch halb sechs war die Nacht vorbei und wir schon wieder so gut wie auf dem Weg zum Zug.

Knapp drei Stunden später strandeten wir in der schönsten Stadt der Welt – Nagasaki. Doch für die Wiedersehensfreude war nicht viel Zeit, mussten wir doch die Rucksäcke in ein Schließfach bugsieren und dann mit der Straßenbahn zum Peace Park fahren, in welchem die jährliche Gedenkzeremonie anlässlich des Atombombenabwurfes stattfindet. Am Ziel angekommen sahen wir Massen an Menschen, die aus allen Richtungen auf den Park zuströmten und sich einen Platz suchten. Wir begaben uns durch die Sicherheitskontrolle und liefen dann in Richtung Bühne. Anfangs sahen wir nicht besonders viel, doch arbeiteten wir uns immer weiter vor bis wir schließlich fast ganz vorn, hinter den unzähligen Sitzreihen standen.

10.35 Uhr begann das Programm mit einem Lied vorgetragen vom Chor der Bombenüberlebenden.

Es folgte eine Ansprache und das Niederlegen der Kränze für die im letzten Jahr verstorbenen, einst Überlebenden des Angriffs. In stiller Andacht nahmen deren Angehörige Abschied.

Es folgte erneut eine Ansprache, die zu meiner Überraschung weniger dem Gedenken an die Vergangenheit, sondern mehr dem Bewusstsein für die Zukunft gewidmet war. Es wurde an die Verantwortung der Menschen für die Zukunft ins Bewusstsein gerufen, bezüglich atomarer Waffen, wie beispielsweise derzeit in Nordkorea aber auch Kernenergie und deren Folgen. Nagasaki sei der letzte Ort, der durch eine Atombombe zerstört wurde und habe nun eine besondere Verantwortung gegenüber der jüngeren Generationen.

Anschließend wurden Blumen niedergelegt und symbolisch Wasser gespendet – jenes Wasser, welches die vielen Opfer der Katastrophe am nötigsten gebraucht hätten und dessen Mangel viele weitere in den Tod schickte.

Es folgte eine Schweigeminute, deren Schwere in der Luft lag. Die Friedensglocke wurde geläutet und die Sirenen setzten ein und hinterließen ein bedrückendes Gefühl.

Die nächsten 10 Minuten galten dem Verlesen der Nagasaki Friedenserklärung, welches eindrucksvoll mit dem Freilassen von in etwa 100 Tauben besiegelt wurde, welche beharrlich um den erhobenen Finger der Friedensstatue kreisten.

Yoshitoshi Fukahori, ein Hibakusha, wie die Überlebenden bezeichnet werden, gab seine erschütternden Erinnerungen von damals wieder und hielt ein eindrucksvolles Friedensversprechen.

Zum Abschluss trat ein Kinderchor auf die Bühne.

Wir liefen im Anschluss noch ein wenig durch den Park. An verschiedenen Stelen bekam man kostenlos gekühlte Wasserflaschen geleicht – eine sehr gute Idee der Veranstalter, denn es war unglaublich heiß und die Luftfeuchte muss um die 90% gelegen haben. Weiter sahen wir die vielen gefalteten Kraniche an und bekamen mehrere Interviewanfragen von Fernsehteams, welche wir dankend ablehnten. Dann verließen wir den feierlichen Ort und verbrachten den Nachmittag mit einem Stadtbummel.

Am frühen Abend gingen wir in unser zweites Heim, das Akari Hostel, und verschnauften eine Weile von der unerträglichen Hitze. Am Abend gingen wir standardmäßig zum Buffet essen und rundeten den Tag mit einem Spaziergang am Fluss ab.

Update:

Nach dem Schreiben des Blogeintrags mussten wir feststellen, dass in unseren neuen Weltstecker nicht der Stecker für der Steckerleiste und auch nicht der Stecker für das Netbook passt! Neben den 24/7 Läden hat hier in Nagasaki aber auch noch das Don Quijote bis 2 Uhr nachts auf. Also nochmal viertel Eins in die Sachen geschlüpft, mit Unterstützung eines netten Verkäufers nen ordentlichen Adapter gekauft und auf dem Rückweg noch ein Eis gegessen. Manchmal enden die Tage in Japan anders als erwartet oder nie 😉

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