Japan,  Japan 2018

Im Reich der Hasen

Wieder einmal standen wir um sechs auf. Von Mitsu und Kaori wurden wir noch zur U-Bahn gebracht und machten uns auf den Weg zum Bahnhof Hakata und von dort aus nach Mihara. In Mihara stiegen wir in den Schienenersatzverkehr Bus ein und tuckelten gemütlich (gefühlte 30) am Meer entlang bis zum Tadanoumi Hafen. Und spätestens hier war das Ziel ziemlich eindeutig: am Ticketschalter gab es allerlei Sachen mit Hasenaufdruck zu kaufen. Denn von hier aus startet die Fähre nach Okunoshima, der Haseninsel.

Im 2. Weltkrieg wurde auf der kleinen Insel Giftgas produziert und an Hasen getestet. Nach dem Krieg wurden die Anlagen zerstört, abgebrannt oder demontiert. Die teilweise immernoch imposanten Überreste kann man besichtigen. Allein das wäre uns jedoch kein Besuch wert gewesen. Jedoch hat die Insel eine weitere Besonderheit. Im Zuge eines Parks wurden erneut Hasen angesiedelt. Nach dessen Schließung, taten die Hasen, was sie am besten können – sich vermehren. Mittlerweile sollen dort über tausend wild und frei leben. Deshalb ist Okunoshima ein beliebtes Touristenziel und anscheinend nur während des Schienenersatzverkehres vom Betrieb her zu ertragen. Wegen der kürzlichen Flut, die in der Region gewütet hatte, ist unter anderem die Bahnlinie außer Betrieb, die Anreise damit erschwert und weniger Touristen besuchen die Insel. Um dem entgegenzuwirken, rief deshalb eine Website für die Haseninsel mit zusätzlichen Information und gratis Hasenfutter dazu auf zur Insel zu kommen, damit die Hasen nicht hungern müssen.

Wir kauften deshalb gleich fünf Packungen Hasenfutter und bekamen eine sechste geschenkt. Doch dass wir nicht so gut ausgestattet waren, wie wir dachten, sahen wir, als fast alle japanischen Touristen mit ganzen Schubkarren, Kühlboxen und fünf Kilo Säcken Futter anrückten.

Auf der Insel angekommen machten wir uns mehr oder weniger zielstrebig auf den Weg Richtung des einzigen Hotels und liehen uns zwei Räder aus. Von nun an begann ein Kurs aus 10 Meter langen Fahrten und abrupten Stops, weil wir entweder einen weiteren Ruinenteil oder Hasen entdeckten. Da die meisten Überleibsel aus der Gasproduktion aus uns nicht erschließbaren Gründen gesperrt waren, und wir uns ausnahmsweise an die Verbotsschilder (fast immer) hielten, konzentrierten wir uns hauptsächlich auf das Aufspüren und Füttern der Mümmelmänner. Und es stellte sich als gar nicht so einfach dar, einen Hasen zu finden, an dem noch kein Mensch klebte. Überall auf der Insel waren Wassernäpfe aufgestellt, für die ausgewogene Ernährung sorgten die Touristen. Hungern muss zum aktuellen Zeitpunkt auf der Insel kein Hase.

Vier Stunden und sechs Tüten Futter später mussten wir uns von den kleinen pelzigen Kumpels verabschieden und die Fähre zurück ans Festland (ist Japan Festland?) nehmen. Von nun an begann eine abendfüllende Reise: mit dem Bus zur Mihara Station, dort auf den alten Burgruinen einen Snack einnehmen, dann mit dem Zug nach Fukuyama, dem nächsten nach Shin-Osaka, einem andren nach Kyoto und dem letzten schließlich Richtung Hotel. Somit sollten wir heute außer dem Flugzeug alle gängigen Verkehrsmittel mitgenommen haben.

Froh das Hotel dann gefunden zu haben, stellte uns dieses dann noch vor besondere Aufgaben, denn unerwartet war bereits an der Eingangstür Schluss! Die Tür ließ sich nicht öffnen und kein Angestellter war weit und breit zu sehen. Lediglich ein Telefon fiel uns auf. Nun blieb uns nichts anderes übrig, als dieses zu nutzen und wild ein paar Nummern einzutippen. Kurz darauf meldete sich auch eine Frau vom Empfang. Scheinbar hätten wir vorher unsere Emails checken sollen, denn der Zutritt war nur mit Passwort möglich. Bis wir jedoch verstanden hatten, dass man das dieses beim unscheinbaren Kästchen neben dem Telefon eingeben musste, verging eine Weile. Das Tastenfeld verbarg sich unter einer Abdeckung und musste zuerst aktiviert werden. Zudem veränderte sich die Position der Zahlen, bei jeder neuen Aktivierung. Bis zur glorreichen Idee an diesem Kasten rumzufummeln fragten wir uns, wie wir denn das „E“ im Passwort über das Zahlenfeld des Telefons eingeben sollen 🙂 Froh, die Tür geöffnet zu haben, sagten wir zur Dame am Telefon „bis gleich“. Im Foyer erwartete uns jedoch keine Angestellte! Der Checkin erfolgte über ein Tablet, welches die Pässe einscannt. Ins Zimmer gelangt man weiter nur mit einem per Mail geschickten Code und drin angekommen, steht einem unter anderem ein Smartphone zur Verfügung, welches einem Ausflugstipps gibt, Auslandsanrufe ermöglicht und auch mit aus dem Zimmer für unterwegs mitgenommen werden kann. Morgen haben wir einen weiteren Tag, an dem wir schauen können, was unser Zimmer noch so alles kann…

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