Japan,  Japan 2018

Marsch im Marsch

Kurz nach sechs Uhr hieß es aufstehen! Nach einem kurzen Frühstück und einem trostlosen Blick nach draußen, packten wir unser Hab und Gut ins Auto und fuhren zum Mount Shibutsu, von wo aus wir unsere Wanderung durch Ozegahara, ein Sumpfgebiet, beginnen sollte.

Über Serpentinen ging es den Berg nach oben bis zuerst das Navi meinte, dass sie Route nicht bis zum Ende gefahren werden könne und dann auch ein für uns nicht verständliches Schild an der Straße stand. Wir überlegten, was wir machen sollten und entschieden uns dafür, weiterzufahren – wir sind schließlich Ausländer und konnten nichts lesen. In noch engeren Serpentinen ging es weiter bergauf, ohne dass auch nur ein weiteres Auto unseren Weg kreuzte. Groß war die Freude, als wir am Parkplatz ankamen und dieses von einigen weiteren Auto belegt war. Wir zahlten 2500Yen etwa 20 € Parkgebühren und stiefelten dann los in Richtung Wanderweg.

Dieser bestand aus zwei nebeneinander angeordneten Holzplanken, auf denen man bergab durch den Wald bis zum Beginn des eigentliches Marschlands, dem Sumpfland, kam.

Dass wir nicht allein waren, merkten wir an den Schulklassen, die wir ständig überholten, da diese an gefühlt jedem Baum anhielten und sich einen Vortrag ihres Lehrers darüber anhören durften/ mussten.

Insgesamt neun Schulklassen überholten wir, bis wir nach 3,3 km auf dem Holzweg am Sumpf ankamen. Wie gewohnt ging es weiter auf den Planken, nur jetzt reichte das üppige Grün der Gräser und Sumpfpflanzen soweit das Auge sehen konnte. Vögel zwitscherten, ein Reiher ging auf Fischsuche, Teichrosen blühten und ab und an erstreckten sich richtige kleine Teiche seitwärts des Weges. Jeder entgegenkommende Wander grüßte, sodass wir am Ende des Tages sicherlich mehr als 200 Mal ein „Konnichi wa“ herunter beteten. Jede Ecke des Nationalparkes sah anders aus und war ein Foto und eine Pause zum Staunen wert.

Wie immer staunten wir auch hier wieder über die vielen Rentner und tatsächlich alten Leute, die die unebenen, steilen und anstrengenden Wege fast mühelos hinter sich zu lassen schienen.

Fünf Kilometer später waren wir wieder am Sumpfstart angekommen und beschlossen, uns erst einmal zu stärken. In einem kleinen urigen Restaurant aßen wir eine liebevoll zubereitete Yakisoba und tranken eine Pepsi mit Toni Kroos. Mit Eis zum Nachtisch, ging es dann die 3,3 km zurück den Berg hinauf und anschließend zum Auto.

Wir trennten uns am Nachmittag von unserem treuen Auto und fuhren, nun wieder mit Zug, nach Minakami, unserem nächsten Zielort. Da bis zur Unterkunft ein langer Fußmarsch angekündigt war und es nun regnete, ließen wir bei der Touristeninformation ein Taxi rufen. Es erschien jedoch völlig unverhofft unser Hostelbetreiber, der uns abholte und gleich die Abendgestaltung für uns übernahm. Voller Enthusiasmus rief er uns beim Weg aufs Zimmer hinterher, dass er uns in einer halben Stunde abholen und in ein gutes Restaurant fahren würde.

Und er hatte keineswegs zu viel versprochen: im Suzumori, einem traditionellen Restaurant nahmen wir auf dem Boden Platz und bestellten das Menu, mit dem für die Region typischen Flussfisch, der gesalzen, auf einen Stock gespießt und am Feuer gegart serviert wurde.

Rückzu wurden nicht nur wir sondern auch die Mutter des Hostelbesitzers und zwei weitere Gäste vom Essen eingeladen und nach Hause gefahren. Das war auch gut so, denn auf dem Weg, sah man wieder überall Glocken mit Hämmern, die tatsächlich zur Vertreibung der Bären gedacht sind.

Am Abend stand dann noch die von Masa, dem Hostelbesitzer, angekündigte Teeparty an. Wir hatten überhaupt keine Lust und keinen Elan dahin zu gehen, fühlten uns aber ein bisschen dazu verpflichtet, weil wir schließlich drei Mal Taxiservice in Anspruch genommen haben.

Im Gemeinschaftsbereich angekommen, saßen schon alle Gäste und Familienmitglieder an einer großen Tafel versammelt und freuten sich über unser Zust0ßen. Schnell stellte sich heraus, dass es statt Tee und Kuchen Sake und Sushi gibt und die erahnte langweilige Zeremonie ein absolut lustiger Abend wurde. Es war ein Sprachgemisch aus Englisch, Deutsch, Spanisch und Japanisch mit Themen von Politik, über Filme, Essen und Kultur, bis hin zu den Besonderheiten eines jeden Landes.

Am späten Abend holte Masa noch ein Hanabi (Feuerwerk) für die Kinder heraus und wir Herrschaften gesetzteren Alters beobachteten von Weitem das lustige Treiben. So brachte der etwas verrückte aber absolut liebenswerte Masa all seine Gäste für ein wunderschönes Treffen zusammen und bereitete allen einen unvergesslichen Abend.

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