Japan,  Japan 2015

Wasserstrudel und Kartoffeleis

Mit sehr viel Wehmut verabschiedeten wir uns am Morgen vom wunderschönen Kobe. Wir zwängten unsere riesigen Rucksäcke in ein Schließfach und suchten, frei von der Last, das Busterminal, von welchem aus wir nach Naruto reisen wollten. Wir kauften uns Tickets, nahmen auf den reservierten Sitzen Platz und fuhren mit dem Highwaybus an der malerischen Küste entlang bis zur atemberaubenden Brücke von Naruto.

Beim Ausstieg an der Haltestelle direkt an der Autobahn, hatten wir Mühe, uns nicht von dem starken Wind davonwehen zu lassen. Wir suchten den Weg zum Uzu no Michi, einen Gang, der direkt unter der Narutobrücke entlang führt und von dem aus man die berühmten Strudel in der Meerenge bestaunen kann, die bei Ebben oder Flut entstehen.

Und tatsächlich, direkt unter der Autobahn lief man einen langen Gang entlang, der rechts und links verglast war. Bei jedem LKW, der über die Autobahn auf der Brücke rumpelte, wackelte der Boden unter unseren Füßen.

In eben diesem Boden waren Glasfenster eingelassen, durch die man direkt 54 Meter nach unten auf das Meerestreiben sehen kann. Der erste Blick war seltsam und mir wurde kurz ganz anders als wir vor dem Blick in den Abgrund standen. Bald aber machten wir uns einen Spaß daraus, uns auf die Fenster zu stellen oder zu setzen und die übervorsichtigen Japaner und Chinesen (da waren sie wieder – die Chinesen) zu schocken.

Punkt 13.10 Uhr war der Höhepunkt der Gezeiten erreicht und die Strudel am stärksten. Das ganze Meer unter uns toste und bildete die runden Strudel. Ein Besichtigungsboot, Aqua-Eddie, kämpfte sich seinen Weg durch das Treiben und von verschiedenen Observationsdecks schauten die Menschen dem Spektakel zu.

Als wir uns satt gesehen hatten und die See sich allmählich wieder etwas beruhigte, schauten wir uns die Brücke noch einmal aus der Ferne von einem eben genannten Observationspunktes aus an, welches man über gefühlte Tausend Stufen erreichte.
Wir ließen den Ausflug mit der Spezialität der Region ausklingen: heiße, gequetschte Süßkartoffel mit Softeis und einem Chip aus karamellisierter, gefrier-getrocknteter Kartoffelschale. Und doch – es war lecker!

Mit einem lokalen Bus fuhren wir in die Innenstadt von Naruto und stiegen dort in eine kostenlose Monorail-Bahn, welche aus einem einzelnen Waggon mit ganzen sechs Sitzplätzen bestand und im minutentakt einen kleinen Berg hoch und wieder runterfuhr. Oben befand sich, an dem Highway gelegen, die Bushaltestelle, an der wir auf unseren Bus zurück nach Kobe warteten.

Da wir Plätze im 16.30 Uhr Bus reserviert hatten, aber eine Stunde eher dran waren, fragten wir den Busfahrer, ob er uns nicht trotzdem mitnehmen könne. Wir wären nicht in Japan, wenn das abgelehnt werden würde und führen so wieder zurück.
Wir lösten unsere Rucksäcke aus und machten uns auf die Weiterreise nach Hiroshima. Hier hatten wir uns vorgenommen, ein ganz spezielles Restaurant zu finden, in welchem wir vor vier Jahren unsere erste Udon gegessen hatten und diese seitdem als Maß des guten Geschmackes nahmen.

Ohne Adresse, mit stark verblasster Erinnerung und einer schlechten Beschreibung aus dem Internet machten wir uns auf den Weg und streunten erfolglos durch die Straßen Hiroshimas. Schon der Resignation nahe, sahen wir einen kleinen Tempel, der zwischen zwei großen Häuserblocks gar nicht so richtg ins Bild passen wollte. Und da war sie plötzlich – die Erinnerung! Zielstrebig schlugen wir eine andere Richtung ein und kamen geradewegs auf unser Restaurant zu. Ich freute mich wahnsinnig, nach vier Jahren nochmals die Gelegenheit zu haben, genau dort zu essen!

Witziger Weise gehörte es einer Kette an, bei der wir vor zwei Tagen schon einmal gegessen hatten und sogar Rabattmarken bekamen. Wir bestellten (diesmal viel fachmännischer als bei unserem ersten Besuch) unsere Udon und setzten uns zu unserem „Stammplatz“ und es schmeckte genauso lecker wie ich es über all die Jahre in Erinnerung hatte!

Nach dem obligatorischen Besuch beim A-Bomb Dome, der in keinem Jahr fehlen durfte, suchten wir eine Lichterausstellung, von der wir zufällig eine Stunde zuvor in unserem Hotel gelesen hatten. Der ganze Friedensboulevard war mit abertausenden LEDs geschmückt, die die verschiedensten Figuren, Muster und Formationen bildeten und die ganze Straße in helles Licht tauchten.

 

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