Flug- und Zugtag
Wer viel sehen und herumkommen möchte, der muss auch lange Reisestrecken in Kauf nehmen. Heute war so ein Tag, an dem wir viel Weg hinter uns legten. Zuerst ging es mit dem Flugzeug von Ishigaki zurück aufs japanische „Festland“ und dann mit dem Zug nach Kitakyushu in den Süden. Wir waren schon sehr wehmütig, dass wir das Südseeparadies hinter uns lassen mussten, aber wir riefen uns in Erinnerung, wie viele tolle Tage hier noch auf uns warten.
Manchmal haben wir ja echt ein glückliches Händchen! Das wurde heute wieder deutlich, als wir, ohne es zu planen, den Hello Kitty Zug erwischten! Und dann gab es am Zwischenbahnhof doch tatsächlich ein Geschäft mit ausschließlich Shinkansen Sachen! Da ich alles liebe, was mit der N700er und Hayabusa Serie zu tun hat, war das die perfekte Beschäftigung während wir auf unseren Anschluss warteten! Schon seltsam, wenn es von einem Zug mehr Merchandise gibt, als von der eigenen Lieblingsband.
Zufahrten sind im übrigen nicht nur nützlich, um vorwärts zu kommen, sondern in unserem Falle auch, um Schlaf nachzuholen. Es gibt auch fast nichts entspannenderes, als im Sitz zu liegen (ja, ich kann mit meiner Größe tatsächlich liegen) und aus dem Fenster zu schauen und Japan wie in einem Film an sich vorbeiziehen zulassen. Man fährt durch Reisfelder, sieht Bauern diese bewirtschaften, Kraniche fliegen über die sonnenbestrahlten Berge, durch Tunnel hindurch nähert man sich dicht bebauten Städten, in deren Gassen sich ganze Lebensgeschichten auf einem Blick erahnen lassen und deren stiller Betrachter man ist: Menschen hängen auf Balkons ihre Wäsche auf, Kinder spielen in den Gassen Ball, am Flussufer lässt sich eine Gruppe Jugendlicher nieder, um gemeinsam zu reden, Menschenmassen in gleichen Trikots strömen in das schon aus allen Nähten platzende Stadion, um das Spiel ihrer Lieblingsbaseballmannschaft zu sehen, ein Vater lernt seinem Kind das Fahrradfahren, geschäftige Männer in edlen Anzügen holen sich noch schnell ein kaltes Getränk aus einem Conbini , ehe sie wieder auf Arbeit hasten, Hunde werden von ihren Frauchen in den Fahrradkorb geladen,…und so vieles mehr. Am liebsten würde ich den ganzen Tag so verbringen – oh ja, auch ein Zugtag kann richtig schön sein!
In Kitakyushu angekommen, bezogen wir unser Quartier und machten uns dann auf den Weg zum Hafen. Wir nahmen noch das Konzert von „treasure box“, eine Oldieband mit, fuhren zum Aussichtdeck hinauf und suchten dann vergeblich nach etwas Essbarem in der Hafengegend. Alles hatte bereits geschlossen! Total ausgehungert fuhren wir zurück zum Bahnhof und fanden in einem noch belebten Hochhaus ein Restaurant, welches noch geöffnet hatte. Hier bekamen wir gleich so eine riesige Portion, dass wir die halbe Stadt hätten satt bekommen können.