Japan,  Japan 2017

Kann man das essen

Für uns ist Tokyo normalerweise immer Endstation und damit eine Stadt, die automatisch negative Gefühle hervorruft. Auch konnten wir dem Trubel und Mangel an für uns interessanten Aktivitäten nur sehr wenig abgewinnen. Gestern und heute hat sich uns die Metropole von einer ganz anderen Seite gezeigt und uns vom Gegenteil überzeugen können.

Das nervige Hin- und Hergefahre und tausendfache Umgesteige aufgrund der Größe der Stadt blieb uns auch heute nicht erspart, aber das wäre wahrscheinlich auch zu viel verlangt.

Gestern kamen wir erst spät in Tokyo an, da der Weg von Sapporo aus gigantisch ist. Trotzdem liefen wir noch eine große Strecke und sahen den Sky Tree und Asakusa im Dunkeln. Wir aßen bei Yoshinoyas zu Abend und stöberten noch im Anschluss durch einen Don Quijote, einem Laden, der jeden Krempel hat und heir in Asakusa auch noch 24 Stunden geöffnet hat.


Punkt eins des heutigen Tages war die Fahrt von Asakusa nach Shinjuku und das Verstauen der Rucksäcke in einem Coin Locker. Wir erwarben unterwegs noch kurzerhand eine Suica Card, mit der man in verschiedenen Verkehrsmitteln und Geschäften zahlen kann und somit Geld als auch viel Zeit spart. Unmittelbar danach ging es mit der U-Bahn zurück nach Asakusa, denn an der Tawaramachi Station liegt die Kappabashi – eine Straße, die als „Fake Food Straße“ bekannt ist.

Ich hatte so manches im Internet gelesen, aber was wir vorfanden übertraf all unsere Erwartungen.

In der Straße reihte sich ein Laden an den anderen. Zielgruppe sind wahrscheinlich Restaurants und andere Lebensmittelunternehmen wie Eisstände oder Bars, denn hier war alles zu finden, was man als stolzer Restaurantbesitzer braucht. In dem einen Geschäft gab es Arbeitskleidung – vom Eisverkäufer, über die Kellnerin, bis hin zum Chefkoch. Im nächsten Geschäft konnte man Teller, Schüsseln, Schalen, Besteck, Behältnisse für Eis und vieles mehr erwerben.

Im dritten Laden fand man allerlei Lampions, Stoffschilder und Vorhänge, auf denen der Schriftzug auf die Art des Geschäftes aufmerksam macht. Leere, unbeschriftete Automaten, an denen man sein Essensticket zieht, Eismaschinen, Grills, und und und, es gab nichts, was man nicht kaufen konnte.

Größter Anziehungspunkt für Touristen ist jedoch das sogenannte Fake Food. Aus Kunststoff und Silikon geformte Lebensmittel, die den Originalen zum Verwechseln ähnlich sind, Diese findet man in der Auslage eines jeden Restaurants und sogar Eisladens, damit man schon von außen sehen kann, was angeboten wird. Dieses Plastikessen wird hier von Hand hergestellt, ist dementsprechend sehr teuer aber unglaublich interessant anzuschauen. Wir konnten manchmal kaum glauben, dass es sich nur um ein Duplikat handelte.

Ich erfüllte mir meinen Wunsch und kaufte mir ein Plastikeis und noch während ich es im Geschäft in der Hand hielt, wurden wir von einem japanischen Fernsehteam das anscheinend eine Reportage über die Kappabashi dreht, interviewt. Wer uns also im japanischen Fernsehen entdeckt, darf uns gern Bescheid geben 😉

Noch von den vielen Eindrücken benommen, fuhren wir weiter nach Shimbashi – dort wartete, nach einem leckeren MC Donald’s Mittagessen, das zweite Tagesziel auf uns: ein Spielzeugkaufhaus, dass sich über 5 Etagen erstreckt. Und ja, auch hier gab es alles! Verrückte elektronische Spielzeuge, die verrücktesten Stofftiere, wunderschöne Modellbausätze, Fidget Spinner für über 100 €, absolut alles, was man sich erträumt oder nicht vorstellen vermag. Ungewöhnlich war, dass man um ins Untergeschoss zu gelangen, den Laden verlassen und außen am Haus entlang zur Treppe ging. Mit dem Körbchen gefüllt mit Sachen aus den anderen Stockwerken. Das wäre wohl nur schwer in einem anderen Land denkbar.

Mit schon volleren Tüten ging es nach Harajuku und der Shopping Straße mit den ausgefallenen Klamotten. Dieses mal war sie so brechend voll, dass man kaum vorwärts kommt. Vorallem der Ausländeranteil hat zum letzten Jahr prägnant zugenommen. Nicht nur Chinesen, sondern auch Amerikaner und Europäer machen einen immer größeren Teil im Stadtbild aus.

Wir kauften uns einen neuen Rücksack, da der jetzige komplett aus dem Leim zu gehen droht und kämpften uns durch bis zum „Kawaii Monster Cafe“. Hier verlässt man durch eine große bunte Tür die Realität und taucht ein in eine knallbunte, verrückte Welt, voller Menschen in Kostümen und abgedrehten Essen. Wir hatten ein Eis im Katzennapf mit bunten Keksen und Zuckerwatte und einen monsterähnlichen Burger. Wir fotografierten alles, selbst meine Sitznachbarin fragte ich, ob ich ihren Kuchen ablichten dürfe.

Beim Gehen kamen wir noch in den Genuss einer Tanzshow, ehe wir uns durch strömenden Regen durch die Takeshita Dori zurück zur Station kämpften. Es rumpelte laut und uns fiel auf, dass einige Japaner anscheinend große Angst vor Gewittern haben, denn bei jedem lauten Donnergrollen, hielten sich viele die Ohren zu und einige schrien und quiekten so laut, dass man meinen konnte, die Welt geht unter.

Nach dem Einsammeln unseres Gepäcks in Shinjuku, fuhren wir nach Kawaguchiko, wo wir in einem traditionellen Hotel am See, direkt am Fuße des Fuji übernachten. Drückt uns die Daumen, dass wir morgen wenigstens 5 Minuten die Chance haben, den Fuji-san zu sehen, denn beim Blick aus dem Fenster, sieht es wohl wieder nur nach Nebelbildern aus.

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