Japan,  Japan 2014

Tanz auf dem Vulkan

Heute war es endlich soweit – der Ausflug, auf den ich mich seit Wochen freue. In der Frühe traten wir die Zugreise nach Toya an. Nach einem kurzen Abstecher ins Tourismus-Center, betraten wir den Weg, der uns zum Walking Trail führte – einen Wanderweg, der einem an allen wichtigen Spots vorbeiführen soll. Und schon sahen wir die 2 Geisterhäuser, die mich schon im Internet faszinierten. Direkt an einem Ausbruchskrater eines Vulkans gebaut, wurden sie nach einem Ausbruch im Jahre 2000 unbewohnbar durch den Ascheregen und dienen nun als Mahnmal für die Katastrophe. Wir stiegen zuerst den Vulkan hinauf und kamen nach einem doch recht anstrengenden Aufstieg (die Sonne brannte auf uns nieder) an dem ersten Krater an, in dem sich eine kleiner See gebildet hatte. Waren wir schon fasziniert von dem Anblick dieses Kraters, hatten wir noch keine Ahnung, was uns beim nächsten erwarten sollte. Noch weiter oben gelegen, bot der vom Kraterrand aus uns nicht nur einen atemberaubenden Blick auf den See, welcher am Fuße einen großen Berges liegt, sondern auch auf einen hellblauen See, der wunderschön anzuschauen war. Waren wir nun ziemlich fertig, hatte sich die Bergbesteigung auf jeden Fall gelohnt. Nächster Punkt der Route waren die übrig geblieben Häuser. Eins davon war ein großes Wohnhaus, dessen Erdgeschoss fast völlig mit Asche bedeckt war. Das machte uns den Einstieg über den Balkon sehr einfach und ehe wir uns versahen, standen wir im Wohnzimmer des ersten Stockes. Die Asche lag so hoch, dass ich die Decke berühren konnte. Langsam arbeiteten wir uns vorwärts, durch die Küche, das Bad, bis ins gespenstig leere Treppenhaus. Dann gingen wir nach oben, in eine Wohnung im zweiten Stock. Hier war bis auf de kaputten Fenster kaum etwas von dem Unglück zu erkennen, das Schlafzimmer war immer noch mit Tatamimatten ausgelegt. Mich gruselte es ein wenig, bei dem Gedanken, dass das mal das zu Hause von anderen Menschen war, in dem nun kein Leben mehr herrschte, bis auf vielleicht ein paar neugierige Touristen, die die Verbotsschilder auch nicht verstehen konnten oder wollten. Dieser Ort war der beste Beweis dafür, dass die Natur immer noch die Oberhand über den Menschen hat und dies hin und wieder eindrucksvoll demonstriert.

Wir wären gern noch länger unserer Neugier nachgegangen, doch es gab noch einiges Anderes zu sehen. An einem See, in dem eine kleine versunkene Hütte und ehemalige Verkehrsschilder stehen, vorbei, stiegen wir auf den nächsten Berg. Wir genehmigten uns ein Pfirsich- und ein Soda-Eis (nein, keine Ahnung, was das ist – schmeckt aber!) und ruhten unsere strapazierten Beine aus. Unser Weg führte direkt neben der ehemaligen Straße vorbei, die durch die Eruption in viele Stücke zerlegt war. Wieder sahen wir Krater und spürten die Wärme, die von dem noch aktiven Vulkan unter uns nach oben trat. Eine Fabrik, Garagen und ein Tunnel lagen an unserem Weg, alle gezeichnet von den Folgen des Ausbruchs. Das hier wirklich einmal das Leben blühte, bewies der ehemalige Kindergarten. Auf dessen Gelände standen noch die Rutschen und Spielgeräte, Bänke, auf denen die Erzieherinnen einen Überblick über die spielenden Kinder hatten und ein kleiner Teich, in dem sich zahllose Kaulquappen tummelten. Das Gebäude selbst war viel zu zerstört, um es zu betreten. Für den Kindergarten war nicht der Ascheregen der Genickbruch, sondern die vom Krater ausgestoßenen Trümmerteile. Steinbrocken, so groß wie unsere Rucksäcke, hingen in der zerstörten Außenwand und lagen im Gelände zerstreut. Durch die Fenster sahen wir die kleinen Stühle, Regale und Bausteine. Ein Schulbus, dessen bessere Zeiten längst vorbei waren, parkte daneben und war vollkommen von Gestrüpp umwuchert. Ein weiteres Fahrzeug war noch bepackt mit allerlei Sachen wie Schneeschippen, Schlitten und einem Werkzeugkoffer. Sah man über das Elend weg, dass dem Kindergarten widerfahren ist, war es ein wunderschöner Platz. Der Garten war auf einem kleinem Plateau untergebracht, mit Blick direkt auf die darunter liegende Stadt und das Meer. Verhängnisvoll war nur die Lage auf dem Vulkan.

Diesen liefen wir wieder hinauf und abermals hinunter und machten einen kurzen Stopp in einem kleinen Laden mit geschnitzten Figuren. Der Ladenbesitzer-Opa unterbrach sofort seine Schnitzarbeiten, als er uns witterte. Wir fanden einige schöne Arbeiten und beschäftigten ihn nun fast 10 Minuten, mit der Suche nach den passenden Boxen. Keine schien ihm zu gefallen, obwohl, die Sachen perfekt passten. Als er ein Kistchen in der gleichen Größe wie das vorherige fand, gab er sich zufrieden und verpackte alles sorgfältig in Geschenkpapier. Diese Sorgfalt zwang uns dazu, nun zu unserem Bus zu rennen, der uns zum Zug brachte.

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