Japan,  Japan 2017

Cape Kamui

Am Anfang des heutigen Tages stand das erfolgreiche Ausleihen eines Autos. Das Fahrzeug war ein Witz-oder besser ein Toyota Vitz (Yaris). Auf eine Strecke von 100 km berechnete unser Navi 3,5 Stunden, was in Japan völlig normal ist und wahrscheinlich auch der Grund für die große Beliebtheit von Zügen. Das erste Stück fuhren wir auf dem Highway und kamen gut voran. Rätselhaft ist das Fahrverhalten der Japaner, denn obwohl Geschwindigkeitsschilder zu sehen sind, fährt der Durchschnitt 30 km/h schneller. Selbst als wir bei einem Limit von 50 km/h schon 80 fuhren, wurden wir neben zahlreichen anderen Autos auch von einem LKW überholt. Verstehe das einer…

Auch beim Reißverschlussverfahren sind die sonst so höflichen Japaner unnachgiebig und man muss sich wortwörtlich auf die Spur drängeln, um die richtige Fahrbahn zu bekommen.
Während wir also auf dem Highway gut voran kamen, wurden die Straßen danach zur Zerreißprobe. Straßen in Japan sind wie ein Karomuster angelegt, immer parallel zueinander mit wieder parallel verlaufenden Querstraßen. Häufig ist der Verkehr aber nicht mit Vorfahrtsschildern, sondern mit Ampeln geregelt. Das führte auf der Strecke heute dazu, dass sich der Verkehr in dem ersten Dorf so anstaute, dass er bis in das dahinter liegende stand. Der Grund war so simpel wir kurios: In jedem Dorf gab es auf der Hauptstraße in etwa 10 Ampelkreuzungen zu kleinen Seitenstraßen. Wollte an eben so einer kleinen Seitenstraße ein Auto auf die Hauptstraße abbiegen, stieg entweder der Fahrer oder einer der Beifahrer aus, flitzte zur Fußgängerampel, drückte den Knopf und Zack-Rot auf der Hauptstraße. Da das andauernd passierte und es wieder dauerte, bis sich der Tross in Bewegung setzte, braucht man eben zwei Stunden für 50km.

Aber auch die schlimmste Fahrt hat mal ein Ende und das auch noch in atemberaubender Landschaft. Wir fuhren das letzte Stück entlang der Küste, durch kleine Ortschaften, die allesamt leerstanden und zu Geisterdörfern verkamen. Einige schienen ihren Charme jedoch noch nicht verloren zu haben, denn trotz der gespenstigen Leere gab es zahlreiche Touristen und Urlauber, die sich mit großen Zelten am Strand einrichteten. Die gesamt Küste war voller Iglus und größerer Zelte, vor denen Menschen an Feuerstellen saßen oder mit farbenfrohen Reifen im steinigen Meer schwammen.
Wir erreichten unser Ziel, Cape Kamui gegen Mittag und wählten unter vielen verschiedenen Routen die längste und am dünnsten begangene.

Uns erwartete eine Aussichtsplattform mit dem gigantischen Blick auf das gesamte Kap und die vielen Menschen, die sich wie Ameisen Durchgang auf den schmalen Wegen verschafften.
Auch wir folgten schließlich der Masse und sahen neben der Küste auch das wunderschöne Meer, das grellblau funkelte und das Wahrzeichen der Region ist. Daher ist es wenig verwunderlich, dass man hier blaues Softeis kaufen kann. Dieses erhält man, nachdem man ein Ticket am Automaten gezogen hat und es dem netten Herren einen Meter gegenüber gibt. Wir stärkten uns also erst mit einer warmen Suppe und zogen dann das Ticket für das Eis. Dann traten wir schon wieder die Rückreise an, denn mit schnell Vorankommen ist es hier schlecht.

Auf dem Weg steuerten wir noch die Whisky Destillerie in Yoichi an, die aber leider schon geschlossen war. Trotzdem fand man das hier anscheinend beliebte Getränk auch im Supermarkt-und das sogar in der 4 Liter PET Flasche.

Überpünktlich gaben wir unseren Vitz in der Vermietung wieder ab und machten uns sogleich auf den Weg in Richtung Bier Museum, denn dort hatten wir uns vorgenommen zu essen. Wir machten bei einem kleinen Tanz Fest halt und gingen danach schnurstracks zur U-Bahn. Doch schon während wir aus der Station traten, vernahmen wir laute Trommeln und Gesang, wie auch schon bei dem Fest zuvor. Wir folgten den Klängen und erlebten ein Dejavu- es war das gleiche Festival, wie wir es schon vor vielen Jahren gesehen hatten – das Hokkai Bon Odor. Bei dem buddhistischen Fest, feiern die Japaner die Heimkehr ihrer verstorbenen Angehörigen. Sofort waren wir von der Stimmung in den Bann gezogen und verwarfen die Idee mit dem Biermuseum. Das hier war viel spannender als jedes Restaurant der Welt.
Wir sahen den Taiko Trommlern und der tanzenden Masse zu und suchten uns dann verschiedenen Kleinigkeiten von den vielen Essensständen heraus. So endete der Tag noch überraschend.

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