Japan,  Japan 2016

Back to the Roots

Der Tag begann nach nur vier Stunden Schlaf mit dem Weckerklingeln. Da der Freizeitpark „Huis ten Bosch“ ein ganzes Stück entfernt ist, mussten wir schon zeitig mit dem Zug losfahren.

Kaum angekommen sahen wir schon das riesige Hotel im holländischen Stil, das den Eingang des Parkes markierte. Ab hier an mussten wir und gefühlstechnisch komplett umstellen – waren wir doch nun nicht mehr in Japan, sondern in den Niederlanden. Der Park war wunderschön angelegt, mit riesigen Beeten, die von unzähligen Gärtnern gepflegt wurden, mit Kanälen, auf denen Dampfer und Gondeln fuhren, mit originalgetreuen Krachtenhäusern und Windmühlen.

In den unzähligen kleinen Häusern konnten man allerlei kleine Ausstellungen und Attraktionen besuchen: Ein Teddymuseum, ein One Piece- Fahrgeschäft, Shows in denen man mit Hologrammen sprechen konnte oder sein eigenes Gesicht in einen Film projezieren lassen konnte, 4D Kino, eine Roboterausstellung zum Ausprobieren, ein Restaurant, in dem man sich von echten Robotern bekochen lassen konnte, ein Stand zum Schießen mit Druckluftpistolen und Gewehren und und und…

Am Hafen war ein riesiger, aufblasbarer Wasserpark aufgebaut, in dem sich Japaner in Schwimmwesten an Wippen, Schwingen und Rutschen probierten.
Wir nahmen so viel wie möglich mit und waren trotzdem tiefenentspannt, denn es war kaum etwas los im Park – keine Menschenmassen, keine Wartezeiten! Das einzige Penetrante war die Musik, die den Ganzen Tag ununterbrochen aus unzähligen Lautsprechern ohrenbetäubend laut dröhnte.
Am besten von allem gefiel uns das „Nightmare Labo“ im Gruseldistrikt.

Nichtsahnend gingen wir durch den Einlass und betraten einen Raum mit acht Stühlen, die auf zwei Reihen verteilt waren. Im leicht schwummrigen Licht konnte man dahinter einen Ständer mit Umhängen erkennen, wie man sie aus Filmen kennt, die in der Psychiatrie handeln. Es roch süßlich muffig und neben der Tür zum nächsten Raum stand ein kleiner Bildschirm. Darauf waren sieben Menschen zu erkennen: sechs von ihnen saßen mit den Umhängen bekleidet und einer großen, das Gesicht bedeckenden Maske in einem Stuhlkreis, zuckend, bebend – während die siebente Person mit einer ledernen Gasmaske verkleidet in der Mitte etwas zu erzählen schien , bis er einen der Teilnehmer vom Stuhl riss und erstach.

Noch während wir diskutierten, dass das doch ziemlich echt gemacht sei, kamen zwei junge Männer und ein älteres Ehepaar in den Raum und besetzten die Stuhlreihe vor uns. Doch sogleich wurden wir alle in das nächste Zimmer gebeten. Wir nahmen vor einer großen Leinwand platz und schon blitzte das Bild eines Psychiatriearztes auf, der über Experimente mit Träumen berichtete und sich bei uns als freiwillige Probanden bedankte. Im Anschluss betrat ein Mann im Arztkittel das Zimmer und deutete uns ihm zu folgen. Im nächsten Raum trauten wir unseren Augen kaum: hier standen genau die sechs Stühle aus dem Film im Wartezimmer, die Ledermasken lagen auf den Sitzflächen und die Umhänge hingen an der Lehne. Und tatsächlich zwängten wir uns alle in den Umhang und nahmen auf dem Stuhl platz. Mit dem Aufsetzen der Maske und einer integrierten VR Brille verlor man sofort jeglichen Sinn für Realität. Schon beim Umsehen wusste man nicht mehr, ob noch die Personen von gerade eben zu sehen sind oder ob es ein Video war, welches ablief. Nach ein paar Minuten eines sehr skurrilen und verstörenden Filmes, konnten wir den Raum wieder verlassen und standen völlig desorientiert wieder in der sonnigen Gasse der Krachtenstadt.

Wir sahen uns noch viel an, stärkten uns in einem Restaurant, welches ausschließlich Gerichte mit Pfeffer anbot und aßen zu guter Letzt noch ein Käse-Softeis mit dem dezenten Geschmack von Schimmelkäse. Am frühen Abend traten wir, vom Tag geschafft, die Heimreise mit dem Bummelzug an.

 

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