Japan,  Japan 2015

Fahranfaenger auf Streichelkurs

Heute stand eine große Herausforderung bevor: wir liehen uns ein Auto aus! Nach längerem Beraten im Rent-a-car Laden am Bahnhof, wurden wir zu unserem Fahrzeug geführt: ein kleiner kompakter Nissan March (Micra), der vom Techniker noch schnell mit zwei magnetischen, gelb-grünen Blättern versehen wurde, was für Fahranfänger steht (gelb-orange stehen für alte Menschen). Das war auch keine schlecht Sache, denn Fahranfänger im Linksverkehr waren wir tatsächlich!

Die ersten Kilometer waren ungewohnt und uns wurde warm vor Aufregung. Doch nachdem wir uns durch die Stadt auf die Landstraße gearbeitet hatten, war die Anspannung verflogen und wir konnten die atemberaubende Landschaft genießen. Wir fuhren eine ganze Weile, was bei einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h nicht anders zu erwarten ist.

Anfangs ließen wir uns von unserem Handy navigieren, da wir dem eingebauten japanischen noch nicht über den Weg trauten. Doch unseres schickte uns die unmöglichsten Straßen entlang. Auf dem Weg zum Vulkan fanden wir uns plötzlich auf einem Waldweg wieder, der so eng war, dass manchmal kaum die flache Hand zwischen Baum oder Wegbefestigung und Auto passte. Je weiter wir die Serpentinen nach oben gurkten, umso tiefer konnten wir direkt am Auto runter schauen. Wir schwitzten Blut und Wasser, um nirgendwo anzuecken, abzustürzen oder stecken zu bleiben. Dann hatten wir die Nase voll und wendeten bei der nächst breiteren Wegstrecke. Rückzu musste René die Zunge noch einmal gerade in den Mund nehmen, denn runterzu bot das rutschige Laub noch mehr Risiken.

Unten angekommen, atmeten wir ersteinmal durch, aßen auf den Schock ein paar Schokostangen und vertrauten die weitere Führung dem Japanischen Navi an. Dieses führte uns auch sicher zu nächstgelegenen Station des Nakadake, einem noch aktiven Vulkan, der im Frühling diesen Jahres das letzte Mal ausbrach und dessen Krater seitdem nicht betreten werden kann. Wir sahen uns die freigegebene Gegend trotzdem an und verweilten kurz an der Station der Seilbahn um ein Softeis mit schwarzem Sesam zu essen.

Dann stiegen wir wieder in March, die seit der Waldaktion schlammige Räder hat und fuhren zum Aso Museum. Dort stiegen wir auf eine Anhöhe und schossen ein paar Fotos. Wir sahen, dass wir mitten im Krater des Vulkans (Aso) standen (der einen Umfang von über 100 km hat und mittlerweile inaktiv ist). In ihm brodelt es jedoch noch an anderen Stellen, wie eben dem Nakadake, aus der Erde.

Wer wollte konnte eine Runde mit einem Pferd reiten, die am Fuße des Berges standen. Japaner nahmen dieses Angebot natürlich begeistert in Anspruch – uns reichte es, die Pferde zu streicheln und den Japanern zuzuschauen. Spaß hatten wir besonders, als eines der Pferde den vorgesehenen Weg verließ und rechts „ranfuhr“ um Wasser (in Strömen) zu lassen.

Weil die Mittagszeit schon lange ran war, nahmen wir in einem der der Restaurants Platz und aßen Pferdefleisch, dass als Spezialität angepriesen wurde.

Unser nächstes Etappenziel war Aso Farm Land, ein im Internet ziemlich unspektakulär beschriebener Freizeitpark.
Dort konnte man in unzähligen igluartigen Kugeln übernachten, sich Hallen auf Abenteuerspielplätzen (auch für Erwachsene) austoben, Spa-Anwendungen genießen, essen, Aquarien anschauen und und und.

Interessanter fand ich den Streichelzoo. Denn während im Internet von Ziegen und Hunden die Rede war, konnte man in Wirklichkeit ein Lama, ein Schaf, Ziegen, Flamingos, Wasserschweine, Springhasen, Hasen, Ratten, Meerschweinchen und Schildkröten knuddeln. Als ich am Wasserschwein herumschubberte, ließ sich dieses sogar wie eine Katze auf den Rücken fallen und wollte am Bauch gekrault werden! Ich kannte diese Tiere nur von weiten aus Zoos und hier quiekten sie vergnügt beim Streicheln.

Absolutes Highlight für mich war jedoch das Fingerfaultier. Das ist neben Orang Utans mein absolutes Lieblingstier und hier konnte ich eines, das von einem Pfleger getragen wurde, am Haupthaar kraulen! Das werde ich nie vergessen!

Nach der ganzen Knuddelei gingen wir noch in den Teil des Parks, der wie ein riesiger Abenteuerspielplatz aufgebaut war. An 38 verschiedenen Stationen konnte man klettern, balancieren, Knöpfe drücken, durch Labyrinthe irren, rutschen, sich durch Riesenbälle kämpfen und vieles mehr.
Umso abgekämpfter kamen wir wieder an March an. Doch nun hatten wir erst einmal gut zwei Stunden Fahrt vor uns bis zum Hostel nach Beppu.

Um zum Happy Neko (glückliche Katze) zu gelangen, erlebten wir ein Dejavu: die Dorfstraßen waren so eng, dass wir förmlich im Auto die Luft anhielten, um durch zu passen. Manchen Säulen nach haben das andere vor uns nicht so gut geschafft.
Das Hostel selbst wird von einem Europäer gleitet und hätte von der Lage nicht besser sein können. Beppu ist ein kleiner verschlafener Ort, in dem aus jedem erdenklichen Loch in der Erde, aus Gullis und dem Fluss schwefeliger, heißer Dampf qualmt. Das wurde sich zu Nutze gemacht und so gibt es hier viele Onsen (öffentliche Bäder)

Das wollten wir auch einmal versuchen und steuerten das berühmteste Onsen von Beppu, das Hyotan Onsen, an.
An der Rezeption verlangten wir ein Private Onsen und konnten zwischen Freiluft und dringelegenen entscheiden. Wir wählten eins drinnen, da die Außentemperatur bei gerade einmal 9°C lag.

Wir bekamen den Schlüssel für eine Art kleinen Bungalow. Darin war ein großer Vorraum zum Ausziehen, der Baderaum, in dem ein großes Becken war, in das auf Münzeinwurf heißes Wasser schoss und einen kleinen Raum, in dem man dampfbaden konnte. Das heiße Wasser tat gut und entspannte die Muskeln.

Unser Abendessen kauften wir in einem Supermarkt, in dem wir uns vor lauter Auswahl gar nicht entscheiden konnten. Denn hier war auch alles günstiger als im Conbini!

Eigentlich haben wir heute ein Programm für mehrere Tage abgeschlossen, aber morgen geht es schon weiter nach Takachiho, obwohl es in Beppu noch so viel zu sehen gibt und wir uns wünschten, man könnte sich jeden Abend in einem Onsen erholen. Leider gibt der enge Zeitplan (und die Autovermietung) nicht mehr her. Man bräuchte einfach mehr Zeit, Urlaub und Geld 😉

 

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