Japan,  Japan 2014

Komischer Tempel, seltsame Leute

Auf unserem heutigen Reiseplan stand Aizu Wakamatsu, ein Dorf, dass wir uns in unserem ersten Japanurlaub 2010 anschauen wollten, es aber aus zeitlichen Gründen nicht schafften. Mit der Loopline, einem Bus, der alle Sehenswürdigkeiten abklappert, fuhren wir zum ersten Spot – dem Strange Temple, zu deutsch komischer Tempel. Dieser stand auf einem Berg (siehe an!) und machte seinem Namen alle Ehre. Man stieg die spiralförmige Stiege im Tempel auf der einen Seite hinauf und auf der anderen genauso wieder hinab. Es gab keinen Altar, sondern der ganze Tempel bestand aus einer sich windenden Treppe.

Ein paar Stufen weiter oben auf dem Berg befanden sich die Gräber von 19 jungen Byakkotai Soldaten, die gemeinsam Selbstmord betrieben, als der Sieg im Kampf gegen die westlichen Armeen verloren schien.

Mit dem Loopbus ging es weiter zum Aizu Castle, einer Burg, die damals bei besagten Kämpfen ausbrannte und nun als Museum restauriert wurde. Im Bus fiel uns ein älteres japanisches Pärchen auf, von welchem beide Partner kleinwüchsig waren. Auch sie stiegen bei der Burg aus und machten sich an die Besichtigung. Die schönste Sicht hatte man vom Dach, von wo aus man über die ganze Stadt blicken konnte.

Es regnete schon seit geraumer Zeit und wir wollten nur noch unsere Rucksäcke aus den Bahnhofsschließfächern befreien und in unser neues Hotel fahren.

Doch der Blick auf den Busfahrplan ließ uns das Gesicht einschlafen – der letzte Bus des Tages war schon durch. Das kleine Pärchen, welches nun auch an der Haltestelle eintraf und das Malheur bemerkte, dachten genauso angestrengt nach wie wir, wie sie den weiten Weg bis zum Bahnhof bewältigen sollten. Nach ein paar Schritten winkten sie ein Taxi heran und fragten uns dann nach hinten gewandt, ob wir auch zum Bahnhof wollen. Als wir beide etwas zögernd nickten, fragten sie, ob wir denn nicht gemeinsam mit dem Taxi dahin fahren wollten. Wir freuten uns über die Möglichkeit der Ersparnis und stimmten zu. René nahm neben dem Fahrer Platz, während die beiden und ich uns auf der Rückbank einquartierten. Während der Fahrt musste ich mir zwangsläufig das laute Lachen verkneifen, bei dem Gedanken an unsere bizarre Situation: Bus mal wieder verpasst und nun mit zwei kleinwüchsigen Japanern in einem Taxi irgendwo im Nirgendwo. Und als wir das Ziel erreichten, lehnten beide vehement ab, dass wir etwas dazu bezahlten. Wir trafen sie an dem Abend noch etwa vier Mal, beim Einsteigen in den Zug, beim Ausstieg, auf dem Bahnhof, an der Toilette und jedes Mal winkten sie uns euphorisch zu. Wir verirrten uns kurzerhand auf dem Bahnhof und beschleunigten unseren Schritt, um unsere Rucksäcke in den Schließfächern schnell wieder zu finden und anschließend mit dem Zug zum Hotel zu fahren.

Das es in der Gegend so gut wie keine Ausländer gibt, waren wir den ganzen Tag schon das Highlight schlechthin. Teilweise fühlten wir uns wie im Zoo unter den neugierigen Blicken. Es machte also nun auch nichts mehr aus, wenn diese beiden seltsamen Ausländer nun auch noch durch den Bahnhof sprinteten.

Am Bestimmungsort angekommen und vor einem Stadtplan stehend bzw. kniend, fragte eine Stimme hinter uns, ob wir Hilfe benötigten. Ein junger Mann in Schuluniform führte uns dann sogar noch aus dem Bahnhof hinaus und zeigte uns unser Hotel. Ein erneuter Beweis für die bedingungslose Freundlichkeit der Japaner uns gegenüber.

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